Eine zentrale Herausforderung haben Sie vorhin bereits angesprochen: Industrie 4.0. Inwiefern können ERP-Spezialanbieter hier ihren Platz behaupten? Können sich Anwender einen Sonderweg, wie Sie ihn bieten, überhaupt noch leisten? Gräbt Ihnen der hohe Standardisierungsdruck nicht eher das Wasser ab?
Keineswegs. Was funktionierende Industrie 4.0-Lösungen im Kern brauchen, ist ein standardisierter Informationsaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Hierzu müssen alle ERP-Anbieter die Architektur ihrer Software öffnen. Und zwar völlig unabhängig davon, ob sie sich als Komplett- oder Spezialanbieter verstehen. In unserem Fall setzen wir bereits seit Jahren auf ein System serviceorientierter Schnittstellen, die auf XML-Basis laufen. Somit können die Wertschöpfungsteilnehmer selbst entscheiden, über welche Endgeräte die Daten erfasst oder weiterverarbeitet werden, die ins ERP einfließen. Wenn es zum Beispiel für mobile Servicetechniker sinnvoll ist, Materialbuchungen über die Kamera-App ihres Smartphones zu erledigen, dann werden diese Buchungsdaten über eine XML-Schnittstelle ins ERP zurückgeführt, wo der Auftrag entsprechend belastet, der Materialbestand aktualisiert und die Auftragsdokumentation angepasst wird. All diese Prozesse können vollautomatisiert ablaufen, sobald die zugrundeliegende Buchung in der Zentrale eintrifft.
Eine bewährte Schnittstelle zwischen ERP-Systemen, vor allen Dingen über Firmengrenzen hinweg, bilden schon lange EDI-Systeme. Was fehlt bewährten Standards wie EDIFACT noch?
Um zu verstehen, wo es noch Defizite gibt, lohnt ein Blick darauf, in welchen Industriebereichen sich EDI entwickelt hat. Denn groß geworden ist dieses Integrationskonzept in der Serienfertigung, allen voran im Automotive-Bereich. In diesem Umfeld steht den EDIFACT-Meldungen ein Maximum an belastbaren Daten zur Verfügung. Sämtliche Fertigungsinformationen, wie etwa die Stammstücklisten und Arbeitspläne, sind bereits freigegeben und können in den Informationsaustausch einbezogen werden. Völlig anders ist die Ausgangslage in der Einzelfertigung. Hier müssen die IT-Systeme des Wertschöpfungsnetzwerks damit klarkommen, dass es den vollen Blick auf das zu fertigende Produkt erst sehr viel später gibt. Nicht selten steht das komplette Set an Informationen erst kurz vor der Endmontage. Zuvor arbeiten die Unternehmen daher mit Auftragsstücklisten, die dem Projektverlauf entsprechend nach und nach heranwachsen.
Welche Vorteile entstehen dadurch?
Die Arbeit mit der wachsenden Stückliste erlaubt es den Projektpartnern, Beschaffungs- und Fertigungsabläufe zu einem Zeitpunkt zu starten, da die eigentliche Produktentwicklung noch in vollem Gange ist. Nur so lassen sich die Lieferzeiten der oftmals ja sehr komplexen Ausrüstungsgüter in einem marktgerechten Rahmen halten. Hieraus ergibt sich eine Auftragsverarbeitung, bei der die Mehrzahl der Wertschöpfungsprozesse parallel zueinander ablaufen. Und eben nicht länger sukzessive wie in der Serienfertigung. Die Integrationskonzepte der daran beteiligten IT-Systeme müssen mit diesen permanenten Veränderungen umgehen können. EDI hilft da allenfalls in Ansätzen. Stattdessen kommt es auf ein dynamisches Informationsregime an, das die fertigungsbegleitenden Konstruktionsänderungen fortlaufend erkennt und den unterschiedlichen Wertschöpfungspartnern in Echtzeit aufzeigt, welcher neue Handlungsbedarf auf ihrer Seite gerade entsteht. Die ausgesprochen dynamische Arbeit mit der wachsenden Stückliste ist dann auch ein hervorragendes Beispiel dafür, dass sich der Bedarf an Spezial-ERP-Lösungen im Industrie 4.0-Umfeld eher noch erhöhen wird.
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