ANWENDER: SN MASCHINENBAU GMBH
HAUPTSTANDORT: WIPPERFÜRTH/NORDRHEIN-WESTFALEN
BRANCHE: VERPACKUNGSMASCHINENBAU/SONDERMASCHINENBAU
MITARBEITER: 300
EINFÜHRUNG VON AMS.ERP: 2016
AMS-ANWENDER: 100
WEITERE INFORMATIONEN: UNTER WWW.SN-MASCHINENBAU.COM
Das Projektmanagement-ERP-System ams.erp ersetzte bei der SN Maschinenbau GmbH eine eigenentwickelte Lösung, die bereits auf Datendurchgängigkeit ausgelegt war, aufgrund ihres Alters jedoch technologische Einschränkungen mit sich brachte. Diese sind mit der Standard-Branchensoftware behoben.
Als sich die Verantwortlichen der SN Maschinenbau GmbH
2015 auf die Suche nach einem zukunftsfähigen ERP-System begaben, war bei dem hochspezialisierten Verpackungsmaschinenbauer bereits eine weitgehend durchgängige und modular aufgebaute Software im Einsatz. Diese war von dem langjährigen IT-Leiter Peter Düllberg und einem weiteren Mitarbeiter bereits seit Mitte der 1990er-Jahre selbst programmiert und stetig erweitert worden. Die tägliche Arbeit mit der Access-basierten Lösung verlief lange Zeit erfolgreich, bis schließlich technologiebedingte Einschränkungen hinsichtlich Kompatibilität und Performance immer offener zutage traten. Zudem befand sich, wie bei Eigenprogrammierungen meist üblich, das Know-how größtenteils in den Köpfen der Entwickler. Dieses Risiko erschien der Firmenleitung zu hoch, sodass sie ein Software-Auswahlverfahren initiierte, aus dem ams.Solution mit seinem Projektmanagement-ERP ams.erp als Sieger hervorging. Mit diesem System steuert das Unternehmen heute alle wertschöpfenden Prozesse.
Im bergischen Wipperfürth, rund 40 Kilometer nordöstlich von Köln, entwickelt und fertigt die ca. 300 Mitarbeiter starke SN Maschinenbau GmbH (kurz: SN) Beutelverpackungsmaschinen für Produkte unterschiedlichster Art und Konsistenz. 50 bis 60 Anlagen sind es pro Jahr etwa, mit denen ein Umsatz von knapp über 40 Millionen Euro (Stand 2020) erwirtschaftet wird. Das Spektrum der zu verpackenden Güter reicht von Lebensmitteln, Getränken und Milchprodukten über Pharmaerzeugnisse, Kosmetika und Saatgut bis hin zu Tiernahrung und Haushaltsprodukten.
Als Weltmarktführer gilt das Unternehmen im Segment der horizontal arbeitenden FFS- und FS-Rundläufermaschinen (Form-, Füll- und Verschließmaschinen). Nicht umsonst zählen international tätige Konzerne wie Dr. Oetker, Kraft, Erasco, Nestlé oder Dehner zum Kundenkreis, für die SN schon seit Jahren Beutelverpackungsmaschinen für die unterschiedlichsten Produkte entwickelt.
Sondermaschinenbau in Reinform
Die Ansprüche dieser Abnehmer sind enorm hoch – und vor allem individuell. Immer dann, wenn sie beispielsweise spezielle Aufreißhilfen oder marketingwirksame Formen für ihre Beutelbehältnisse auf den Markt bringen möchten, werden sie bei SN vorstellig. Seit seiner Gründung 1956 steht das Unternehmen, das infolge von Fusionen und Übernahmen in seiner jetzigen Form seit 2010 im Markt vertreten ist, für Sondermaschinenbau in Reinform.
Die entstehende Varianz ist auch für den Verpackungsmaschinenbau außergewöhnlich hoch. Sie entsteht aus den mannigfaltigen Ausprägungs- und Kombinationsmöglichkeiten der drei ausschlaggebenden Faktoren: des Folienmaterials, in das etwas hineinverpackt werden soll, des Produkts, das verpackt werden soll, und des Designs des entstehenden Beutels: „Es gibt die unterschiedlichsten Formen und Größen, es gibt stückige, feste, flüssige und pasteurisierte Güter und es gibt verschiedenste Öffnungs- und Ausgießvorrichtungen. Manchmal müssen die Beutel z. B. auch begast werden. Kurzum: Unsere Kunden sind stets die, die in Standardkatalogen nicht fündig werden“, fasst Peter Düllberg die Ausgangslage zusammen.
Aufgrund der dadurch bedingten Konstruktions- und Fertigungsabläufe lag die Messlatte für das neue ERP-System entsprechend hoch. Dass es Standardprozesse rund um Bestellungen und Rechnungen problemlos abwickeln können musste, verstand sich für den IT-Leiter von selbst. Das entscheidende Kriterium war vielmehr der Umgang mit wachsenden Stücklisten sowie mit veränderlichen Strukturen während der Produktentstehung. Denn wie in der Einzelfertigung üblich werden auch bei SN Maschinenbau die beauftragten Verpackungsmaschinen im Fortlauf ihrer Entstehung kontinuierlich weiter auskonstruiert. Dies hat zur Folge, dass wichtige Wertschöpfungsprozesse wie Konstruktion, Beschaffung und Produktion zeitlich parallel zueinander stattfinden. Das Konzept der wachsenden Stückliste ermöglicht es, die Beschaffungs- und Fertigungsabläufe zu einem Zeitpunkt zu starten, an dem die Produktentwicklung noch in vollem Gange ist. Denn nur so lässt sich die Wirtschaftlichkeit der Projekte sicherstellen.
Muss man einem ERP-Berater zuerst sein Geschäftsmodell erklären, kann eine Implementierung in meinen Augen nicht erfolgreich verlaufen. Das Prozess-Know-how muss vorhanden sein. Ist es das nicht, stellt dies das Ausschlusskriterium für den jeweiligen Anbieter dar.
Peter Düllberg, IT-Leiter
Mitarbeiter wollen durchgängiges Daten-konzept nicht missen
Der IT-Leiter beschreibt es als alltägliches Projektgeschäft, dass die bestellten Maschinen schon aufgrund der von den Kunden geforderten Zeitvorgaben nicht komplett durchkonstruiert in die Fertigung gehen könnten, weil dadurch die Lieferzeiten nicht zu halten wären. „Stattdessen kreieren unsere Konstrukteure zunächst Grundideen für neue Maschinen mit jenen technischen Merkmalen und Eigenheiten, die aller Voraussicht nach benötigt werden. Mit dieser Basisauslegung gehen wir schon einmal an den Start, bevor später die noch fehlenden Baugruppen und Module hinzugefügt werden.“ Häufig genug komme es jedoch vor, dass sich die Voraussetzungen entscheidend verändert hätten und bereits konstruierte Bauteile angepasst oder sogar komplett neuentwickelt werden müssten, da sie für die ursprünglich angedachte Problemlösung nicht mehr herhalten können.
Hinzu kam als weiterer gehobener Anspruch an die ERP-Software, dass die Mitarbeiter die Vorteile eines integrierten Datenmanagements bereits verinnerlicht hatten. „Wenn es in manchen Anbieterpräsentationen hieß, man wolle Excel und andere Insellösungen ablösen, um alle Daten in einem durchgängigen System zusammenzuführen, konnten wir nur zustimmen. Denn so arbeiteten wir bereits zu weiten Teilen mit unserem alten System.
Es gab Module für die Warenwirtschaft, den Einkauf und die Arbeitsvorbereitung, außerdem eine Produktdatensteuerung. Wir wollten also auf unternehmensweit verfügbare Echtzeitinformationen nicht mehr verzichten – nun aber auf Basis einer modernen und integrationsfähigen Infrastruktur“, berichtet Peter Düllberg. Nach der ausgiebigen Evaluierung mehrerer Systeme traf ein abteilungsübergreifendes Team die Entscheidung zugunsten von ams.erp. Nachdem die Software ausführlich im Hause vorgestellt worden war, konnten sich die Verantwortlichen im Rahmen von Referenzbesuchen auch in der Praxis von deren Fokus auf die Losgröße 1+ überzeugen. Dieser Fokus spielte abseits der reinen Systemfunktionalitäten generell als entscheidendes Kriterium hinein, vor allem die Branchenkompetenz der ams-Consultants betreffend: „Muss man einem ERP-Berater zuerst sein Geschäftsmodell erklären, kann eine Implementierung in meinen Augen nicht erfolgreich verlaufen. Das Prozess-Know-how muss vorhanden sein. Ist es das nicht, stellt dies das Ausschlusskriterium für den jeweiligen Anbieter dar“, macht der IT-Verantwortliche deutlich. Demgegenüber vermittelten ihm die ams-Experten von Beginn an den Eindruck, ein tiefes Verständnis für die Anforderungen und das spezielle Geschäftsfeld des Verpackungsmaschinenbaus zu besitzen. Der Ursprung des familiengeführten Anbieters im Beratungsumfeld der Einzelfertigung und seine mittelständischen Organisationsstrukturen, die für eine Geschäftspartnerschaft auf Augenhöhe stehen, taten ihr Übriges.
Bereits seit dem Echtstart setzt SN Maschinenbau die betriebswirtschaftliche Standardsoftware über alle Unternehmensbereiche hinweg ein. Die Prozessunterstützung reicht vom Vertrieb über die Konstruktion und die Arbeitsvorbereitung bis hin zu Einkauf, Produktion, Montage, Versand und Service. Hinzu kommen betriebswirtschaftliche Querschnittsaufgaben wie Betriebsdaten- und Personalzeiterfassung, Finanz- und Rechnungswesen sowie Personalwesen und Controlling. Die sofortige Nutzung eines solch umfangreichen Portfolios an ams-Komponenten erhöhte laut Peter Düllberg zwar den anfänglichen Aufwand, führte jedoch rasch zu der von ihm angestrebten Durchgängigkeit. Alle technischen und betriebswirtschaftlichen Informationen, die während der Entwicklung, der Herstellung und des Verkaufs der Verpackungsanlagen entstehen, lassen sich sowohl projektbezogen als auch auftragsübergreifend nutzen, wodurch SN die angestrebte Transparenz erzielt. Die mitlaufende Kalkulation zeigt frühzeitig und präzise auf, ob und inwieweit die Kostenentwicklung der Projekte noch mit der Angebotskalkulation übereinstimmt. Die Kostenträgerrechnung liefert eine Voll- und Teilkostenbetrachtung nach vier Deckungsbeitragsstufen. Neben Budget, Soll- und Ist-Daten werden auch prognostizierte Abweichungen berücksichtigt.
Wir wollten auf unternehmensweit verfügbare Echtzeitinformationen nicht mehr verzichten – nun aber auf Basis einer modernen und integrationsfähigen Infrastruktur.
Peter Düllberg, IT-Leiter
Ausschlaggebend sind die Stücklisten
Die gebenden Größen beim Aufbau der Verpackungsmaschinen sind bei SN in aller Regel die Stücklistenstrukturen. Zur automatisierten Übernahme der Zeichnungsdaten aus der Kons-truktion wurde ams.erp an die bereits vorhandene CAD-Lösung PTC Creo Elements/Direct Model Manager angeschlossen. Diese Software gewährt den Konstrukteuren viel Gestaltungsfreiraum für ihre 3D-Modellings, wodurch sie sehr schnell neue Artikel schaffen und ins Rennen schicken können. Sobald alle Artikel-, Stammstücklisten- und Auftragsstücklistendaten über die Schnittstelle im ERP-System zur Verfügung stehen, arbeiten Konstruktion und Auftragssteuerung auf einer gemeinsamen Datenbasis.
Jede Konstruktionsänderung führt automatisch zu einer Aktualisierung der davon betroffenen Auftragsstückliste in ams.erp. So erkennen alle Projektbeteiligten, inwiefern der laufende Konstruktionsfortschritt neue Bedarfe in der Disposition, dem Einkauf oder der Fertigung auslöst. Die erforderlichen Prozesse können gestartet werden, noch bevor die weiterhin jederzeit veränderlichen Auftragsstücklisten vollständig sind. Konstruktions- oder fertigungsbedingte Änderungen und Weiterentwicklungen werden so auch für zukünftige Projekte nachgehalten.
SN betreibt eine Mischform aus Eigenfertigung und Fremdbeschaffung. Klassische Norm- und Bedienteile wie Kugellager, Zylinder oder Motoren werden hinzugekauft. Die eigenkonstruierten Teile werden selbst oder zu einem gehörigen Teil über die „verlängerte Werkbank“ gefertigt. Die Arbeitspläne, auch die für die Fremdfertigung, werden grundsätzlich bei SN geschrieben. Teile dieser Arbeitspläne, wie beispielsweise das Ablängen von Material, werden im Hause durchgeführt, bevor das gesägte Material an einen Fremdfertiger geht. Dieser erbringt die für ihn vorgesehenen Arbeitsgänge und liefert das Material zurück. Danach muss es unter Umständen noch oberflächenbehandelt oder endbearbeitet werden, wofür erneut die Option der Eigenerbringung oder der Fremdvergabe besteht.
Effiziente Steuerung von Eigenfertigung und Fremdvergabe
Es war ein wesentlicher Anspruch an die ERP-Software, im Rahmen dieser Abwicklungsart systemseitig stets für den notwendigen Überblick zu sorgen. Mit ams.erp können heute alle Arbeitsgänge sauber gesteuert werden. Es liegen jederzeit alle Informationen zum aktuellen Bearbeitungsstatus sämtlicher Teile vor, wodurch sich die Aktivitäten korrekt terminieren lassen. Geht ein Teil zu einem Fremdfertiger, wird der jeweilige Arbeitsgang über eine Bestellung initiiert. Die Rückkehr des bearbeiteten Teils wird über einen Lieferschein deklariert, sodass der Arbeitsplan mit dem nächsten Schritt fortgeführt werden kann.
Sondermaschinenbau in Reinform – gepaart mit einem großen Gestaltungsspielraum in der Konstruktion – führt dazu, dass sehr viele Einzelteile neu erzeugt werden. „Wir sprechen über eine Größenordnung von ca. 1.000 neu kreierten Teilen monatlich. Das ist eine gewaltige Menge“, sagt der IT-Verantwortliche. Diese Teile werden bei SN als Eigenfertigungsteile auf Lager gefertigt, was eher ams-untypisch ist. Die Software kennt diese Dispositionsart, ist jedoch prädestiniert dafür, mit Artikeln bzw. Einmalteilen ohne Artikelnummern zu arbeiten, die sie dem entsprechenden Auftrag zuführt. Im Rahmen eines größeren Releasewechsels formulierte man 2021 das Ziel, den Anteil der Auf-Lager-Fertigung zurückzufahren. Stattdessen sollen vermehrt die Möglichkeiten von ams.erp genutzt werden, indem Artikel ohne Artikelnummer über die Auftragsstücklisten ins Rennen gesch ickt werden. Sobald diese Auftragsstücklisten bedient wurden, kann die enthaltene Struktur auch schon wieder vergessen werden.
Neben den oben genannten Bereichen wie Finanz- und Personalwesen kommen bei SN einige weitere Software-Komponenten zum Einsatz: Der Vertrieb nutzt den ams-eigenen Variantenkonfigurator zur Erstellung von Angeboten, während das integrierte Dokumentenmanagementsystem dazu dient, Rechnungen, Lieferscheine oder Belege, die im Einkauf ankommen, über einen Automatismus direkt der entsprechenden Bestellung zuzuordnen. Im Zuge des größeren Releasewechsels ist zur besseren Prozesssteuerung von Service- und Montageleistungen zudem das neuentwickelte Kollaborations-Tool ams.taskmanager ein Thema.
Zwischen 1.800 und 1.900 Verpackungsmaschinen aus Wipperfürth befinden sich derzeit weltweit im Einsatz, jährlich kommen besagte 50 bis 60 neue hinzu. Um seine Umsätze weiterhin steigern und ein generelles Wachstum erzielen zu können, erschließt sich das Unternehmen neue Märkte mit innovativen Produkten: Die komplett neu entwickelte Beutelverpackungsmaschine FME 50 beispielsweise bedient durch ihre hohe Flexibilität und attraktive Preisgestaltung speziell Start-up-Unternehmen und Lohnverpacker auf der ganzen Welt. ams.erp sorgt bei der Umsetzung der ehrgeizigen Ziele für die sichere technologische Basis und die notwendige Unterstützung der unternehmensweiten Prozesse. Die Software spielt die Vorzüge ihrer Fokussierung auf die Losgröße 1+ bei dem Verpackungsmaschinenspezialisten voll aus und bleibt weiterhin das zentrale Steuerungselement.